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Leseproben 1,2,3
Wie erklärt man „Kurz und gut“ kurz und gut?
 
Es ist eine Sammlung von Kurzgeschichten. Guten Kurzgeschichten. Geschrieben von drei Autoren aus drei verschiedenen Ländern, die jeder drei Geschichten zu drei verschiedenen Themen geschrieben haben.
 
War das zu lang?
 
Lieber eine Leseprobe?


Pinguine haben keine Knie
 
 
„Herzlich willkommen, meine Damen und Herren, zu unserer neuesten Ausgabe von ‚Nachgehakt! Ein Sender, eine Frage, eine Antwort‘. Sicherlich erinnern Sie sich an diese Sendung von ‚Weißt du das auch?‘ vor genau fünf Jahren.
 
Im Vorfeld hatte es bereits ein heißes Rennen um die beiden Kandidatenstühle der Endrunde gegeben. Wir erinnern uns noch an die beiden Zwillinge, die an der Frage nach einem anderen Wort für einen ‚Kaffeeschnüffler‘ verzweifelten. ‚Drogenhund‘ war die falsche Wahl, ‚Sommelier‘ hätte sie eine Runde weitergebracht und die Spannung noch mehr gesteigert.
 
Und dann war da noch unser indischer Freund Ghansham, der die Frage nach dem Vornamen Hitlers mit ‚Heil‘ beantwortete. Gesagt, verloren. Das sind die Regeln bei ‚Weißt du das auch?‘
 
Jan und Cedrik hatten sich bis ins Finale wirklich gut geschlagen. Heute, genau vor fünf Jahren, war es so weit: die erste Quizshow, in der der Sieger fünf Millionen Euro gewinnen konnte. Er musste nur die letzte Frage richtig beantworten.
 
Paul Panther machte einen wirklich guten Job als Quizmaster. Er half den beiden Kandidaten, die Ruhe zu bewahren. Unvergesslich die Szene nach der entscheidenden Frage: ‚Wie viele Knie hat eine Gruppe von acht Pinguinen?‘
 
Jan knallte souverän seine Hand auf den Buzzer und antwortete: ‚16‘, während Cedrik in letzter Sekunde stoppte. Als Paul Panther nachfragte, woher diese Ladehemmung komme, antwortete Cedrik entschuldigend: ‚Da war ein Marienkäfer auf meinem Buzzer.‘
 
Jan Hofknecht war der glückliche Gewinner, heute vor fünf Jahren. Und genau heute besuchen wir Herrn Hofknecht auf seinem Anwesen in Malibu.
 
Ja, Sie haben richtig gehört, in Malibu. Für alle, die den Werdegang von Jan Hofknecht nicht in den Medien verfolgt haben, hier eine kurze Zusammenfassung:
 
Drei Tage nach seinem gigantischen Geldsegen reichte Jan die Scheidung ein. Er verließ seine Frau und kaufte sich ein Boot, mit dem er die Welt umsegelte. Fast ein Jahr war er unterwegs. Auf Facebook ließ er die ganze Welt an seiner Reise teilhaben. Insbesondere die Antarktis hatte es ihm angetan, sicherlich hatte die letzte Quizfrage ihren Anteil daran. Oder hätten Sie gedacht, dass die kleinen drolligen Pinguine überhaupt Knie haben? Oder dass man die Mehrzahl von Knie einfach K-n-i-e schreibt?
 
Dort in der Antarktis kam Jan Hofknecht auf seine Marketingidee, Pinguinfedern zu Kopfkissenfüllungen zu verarbeiten. Die Daunen der Jungpinguine sind sehr leicht, flauschig und können eine große Menge Feuchtigkeit absorbieren. In den letzten zwei Jahren sind in Nordgrönland über ein Dutzend Pinguinfarmen entstanden. Dort wird der Rohstoff für das aus den Medien bekannte Kopfkissen ‚Me-Pingu‘ produziert. 100% natürlich, ohne Tierversuche.
 
Vor zwei Jahren ging die Federfabrik sogar an die Börse. Die Aktien stiegen in schwindelnde Höhen, Jan Hofknecht wurde Multi-Millionär. Inzwischen investiert er auch in Erdölbohrungen vor Pellworm und finanziert den Fußballverein seiner Heimatstadt Prisnau.
 
Er hat eine private Sammlung von etwa drei Dutzend Oldtimer, die er an bestimmten Tagen auch für die Öffentlichkeit zugänglich macht. Heute ist so ein Tag und wir werden Herrn Hofknecht in seiner Villa am …“
 
Cedrik stellt den Fernseher aus. Er tritt auf den Balkon. Über das Geländer kriecht ein Marienkäfer: rot mit sechs schwarzen Punkten. „Das war mein Hauptgewinn“, sagt er leise.
 
„Und außerdem haben Pinguine keine Knie.“

Wolfgang Heithoff
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